11. Mizmorim Kammermusik Festival «Exil»

Das Mizmorim Kammermusik Festival, das vom 29. Januar bis 2. Februar 2025 in Basel stattfindet, widmet sich dem Menschheitsthema Exil: Weltweit sind 120 Millionen Menschen auf der Flucht, eineinhalb Prozent der Weltbevölkerung sind Vertriebene. Die Juden sind seit jeher konfrontiert mit Exil, Emigration, Diaspora und Galut, dem erzwungenen Leben ausserhalb des «Gelobten Landes» Israel.

Indem sich das Mizmorim Kammermusik Festival mit dem Themenkreis des Exils befasst, berührt es eines der grossen Traumata der Menschheit. Emigrieren kann man freiwillig, ins Exil gehen hingegen nicht. Die Notwendigkeit in der Fremde zu (über)leben, die mit dem Exil einhergeht, kann aber auch schöpferische Kräfte freisetzen. So wurde Béla Bartók im Exil durch den Jazz-Klarinettisten Benny Goodman zu seinem neuen sinfonischen Stil inspiriert. Und der Wiener Opernkomponist Erich Wolfgang Korngold wandelte sich in Amerika zum oscarprämierten Filmmusiker. Unter dem Leitgedanken des Exils präsentiert Mizmorim rund dreissig Künstler:innen und Ensembles, zwei Uraufführungen und mehrere Schweizer Erstaufführungen.

mizmorim.com

Tickets: mizmorim.com/vorverkauf

Mittwoch, 29. Januar 2025

Veranstaltungsort: Der Teufelhof Basel – Heaven
19.30 Uhr Pre-Concert – Different Names

Das präsentierte Werk Different Names des Mizmorim Artist in Residence Janiv Oron ist biografisch inspiriert. Die klangliche Abstraktion, basierend auf einer Metamorphose des Namens seines Vaters, lädt das Publikum auf eine intensive Reise ein, die Zeit und Raum verzerrt. Das Resultat ist eine sorgfältig geschichtete Licht-, Ton- und Erzähl-Atmosphäre, die zurück in die Zukunft blick.

Janiv Oron (geb. 1975)
Different Names für Elektronik (2024)

Eine biografisch inspirierte Arbeit soll als klangliche Abstraktion entstehen. Eine Namensmetamorphose seines Vaters steht im Vordergrund. Der Fokus liegt hierbei weniger auf einer direkten, narrativen Darstellung seiner Lebensgeschichte, als auf der künstlerischen Umsetzung und Interpretation. Schicksal oder Abendteuer. Fieldrecordings, O-Ton seiner Familie und komponierte Versatzstücke. Ersatzteile eines Panzers, ein Spion und einen Reiseweg sind Teile hinter der komponierten Musik. Gemeinsam mit der israelischen Sopranistin Shira Patchornik, werden O-töne im Studio verwandelt und ergänzt. Wer erzählt und wer wird erzählt? Das Resultat soll in Licht-, Ton und Erzähl-Atmosphären sein, die auf eine intensive Reise einladen.

Janiv Oron Elektronik

Dauer: ca. 60 Minuten
Tickets: CHF 15

Freitag, 31. Januar 2025

Veranstaltungsort: Der Teufelhof Basel – Heaven
22.30 Uhr Late Night Concert 1 – Emigration westwärts

Die 88 Tasten des Klaviers sind aus der modernen Musik nicht wegzudenken. Manchmal wird auch auf den Korpus geklopft und gar in die Saiten gegriffen. Denis Linnik (Klavier) spielt Werke von Ernst Toch, Leo Ornstein und Arthur Lourié, die alle mehr oder weniger freiwillig in die USA emigriert sind.

Ernst Toch (1887–1964)
Burlesken op. 31 für Klavier (1923)

Arthur Lourié (1892–1966)
Intermezzo für Klavier (1928)

Leo Ornstein (1893?–2002)
Klavier Sonata Nr. 4 (1918)


Denis Linnik Klavier

Dauer: 30 Minuten
Tickets: CHF 15

Samstag, 1. Februar 2025

Veranstaltungsort: Der Teufelhof Basel – Heaven
22.30 Uhr Late Night Concert 2 – Innere und äussere Heimkehr

Der Auftritt des Schlagzeugensembles der Musik-Akademie Basel vereint Perkussionisten aus Italien, Spanien und Hongkong, die alle in Basel ein musikalisches Zuhause gefunden haben. Zusammen spielen sie Werke verschiedener Komponisten und schaffen eine sinnliche Atmosphäre, die zur Reflexion über das Thema Heimkehr einlädt.

Georges Aperghis (geb. 1945)
Auszüge aus Retrouvailles. Performance for Two Percussionists (2013)

Inti Figgis-Vizueta (geb. 1993)
to give you form and breath für Schlagzeug-Trio (2019)

John Cage (1912–1992)
Living Room Music. Percussion and Speech Quartet (1940)

Schlagzeugensemble der Musik-Akademie Basel
Mila Comel Schlagzeug
Lucia Furlotti Schlagzeug
Keith Ng Schlagzeug
Pablo Mena Escudero Schlagzeug

Dauer: 30 Minuten
Tickets: CHF 15

Sonntag, 2. Februar 2025

Veranstaltungsort: Der Teufelhof Basel – Heaven
14.30 Uhr Tea Time Concert – Konstruktion und Rekonstruktion

Kurt Weill und Andrzej Panufnik waren beide erst 20 Jahre alt, als sie ihre hier aufgeführte Kammermusik komponierten. Weill schrieb seine Sonate noch in Deutschland. Panufnik musste sein Trio von 1934 nach dem Krieg aus dem Gedächtnis rekonstruieren, weil die Partitur verloren gegangen war. Und Ursula Mamlok schrieb ihre Sonate, als sie nach mehreren Exil-Stationen in New York heimisch geworden war. Elisabeth Köstler (Violine), Ema Grčman (Violoncello) und Denis Linnik (Klavier) spielen die Werke.


Kurt Weill (1900–1950)
Sonate für Violoncello und Klavier (1920)

Ursula Mamlok (1923–2016)
Sonate für Violine und Klavier (1989)
Schweizer Erstaufführung

Andrzej Panufnik (1914–1991)
Trio für Violine, Violoncello und Klavier op. 1 (1934/1945)

Elisabeth Köstler Violine
Ema Grčman Violoncello
Denis Linnik Klavier

Dauer: 55 Minuten
Tickets: CHF 15